Tatsächlich habe ich jetzt festgestellt, dass zumindest schon damit begonnen wurde, denn als ich gestern durch
die Bahnhofstraße fuhr, waren dort schon die neuen Schilder montiert und auf
der Straße die Kennzeichnung angebracht, dass es sich inzwischen um eine
Fahrradstraße handelt.
Die Bahnhofstraße als frischgebackene Fahrradstraße am 27. Oktober |
Mein persönliches Verhältnis
zu den Fahrradstraßen ist zwiespältig, da ich nicht sicher bin, ob sie das
Fahrradfahren wirklich sicherer machen und damit insgesamt das Fahrradfahren in
Karlsruhe voran bringen.
In Fahrradstraßen gelten
besondere Bestimmungen , die letztlich den Radverkehr in diesem Bereichen besonders schützen sollen. Grundsätzlich sollte man aber eigentlich auf
dem Fahrrad auf jeder Straße ein gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer sein und
nicht nur geduldet. Jeder, der regelmäßig in der Stadt mit dem Fahrrad fährt,
weiß, dass das häufig nicht der Fall ist.
Was ändert sich jetzt in der Praxis, wenn
eine Straße plötzlich zur Fahrradstraße wird?.
In manchen Abschnitten, z.B. in Bereichen der Sophienstraße, wo die Verkehrsführung einspurig ist und
damit die Fahrspur sehr eng, scheint es plötzlich möglich für Autofahrer, sich
an das Tempolimit zu halten und auf Überholen und auf zu enges Auffahren zu
verzichten. Als Radfahrer ist es möglich mit weniger Anspannung mehr in der Mitte
der Fahrbahn zu fahren und damit auch den notwendigen Abstand zu den parkenden
Fahrzeugen zu halten.
Werden die beiden Fahrspuren
aber wieder zusammengeführt, wie im Bereich zwischen Scheffelstraße und
Reinhold-Frank-Straße ist es mit dieser Rücksichtnahme oft schon wieder vorbei.
Es wird wieder versucht zu überholen, selbst wenn man auf dem Rad annähernd mit
den erlaubten maximalen 30 km/h unterwegs ist – Tempolimit oder
Sicherheitsabstand scheinen ihre Relevanz sofort wieder verloren zu haben. Oder
der entgegenkommende Verkehr prescht ohne Abstand und ohne eine Verminderung
der Geschwindigkeit an einem vorbei.
Besonders extrem und
bedrohlich finde ich regelmäßig erlebte Situationen, wenn man aus der
Fahrradstraße wieder herausfährt. Es scheint, dass dann bei vielen Autofahrern der
Reflex ausgelöst wird, jetzt ist es ja vorbei mit der Fahrradstraße, jetzt will
ich auch schnellstmöglich an dir vorbei, egal ob es die tatsächliche
Verkehrssituation erlaubt oder nicht!
Das klassische Beispiel hier
ist beim Abbiegen aus der Sophienstraße in die Yorckstraße. Auch in der
Yorckstraße ist die Verkehrsführung einspurig und durch die seitlich parkenden
Autos die Fahrspur zu eng, um einen Radfahrer regelkonform überholen zu können.
Das Tempolimit beträgt weiterhin 30 km/h. Und dennoch wird dort sofort wieder
aufgefahren und mit Minimalabständen überholt.
So bezahle ich dann für die
kurze Schonzeit in der Fahrradstraße gleich wieder den Preis.
Letztlich hoffe ich doch
darauf, dass diese Ausweitung der ‚Reservate’ für Radler auf Dauer hilft das
Bewusstsein bei den Autofahrern zu vergrößern, dass auch Menschen auf dem Rad
eine Daseinsberechtigung auf den Straßen haben – und das unabhängig davon, ob
es sich um eine Fahrradstraße handelt oder nicht. Vielleicht hilft es auch
einfach noch mehr Menschen dazu zu bringen das Fahrrad zu nutzen und damit
langsam ein größeres Übergewicht auf den Straßen zu erzeugen. Es ist ja
inzwischen auch nachgewiesen, dass das einen positiven Effekt auf die
Sicherheit des Radverkehrs hat.
Wenn das so ist, soll es mir
Recht sein, wenn diese Zonen vergrößert werden. Dabei hätte ich aber noch
einige Wünsche an die Stadt:
Warum macht man das nicht
gleich in viel größerem Stil? Es wären sicherlich noch viel mehr Straßen
qualifiziert, denn in den betroffenen Abschnitten muss der Fahrradverkehr nicht
schon die vorherrschende Verkehrsart sein, wie in der Pressemitteilung
geschrieben wird. Es genügt, wenn das alsbald zu erwarten ist, wie es in der
entsprechenden Verwaltungsvorschrift zur StVO heißt.
Dazu wäre es wünschenswert,
wenn dann auch Kontrollen stattfinden würden, die die Einhaltung der Regeln in
den Fahrradstraßen sicherstellen. Ich denke hier an Tempokontrollen und auch
allgemeine Verkehrskontrollen, bei denen Autofahrer auch angehalten und belehrt
werden, wenn sie zu knapp überholen oder auf sonstige Weise die Radfahrer
gefährden.
Hier möchte ich besonders in
einer der designierten neuen Fahrradstraßen einen erhöhten Handlungsbedarf
prognostizieren, nämlich in der bereits eingangs erwähnten Bahnhofstraße. Dort
sehe ich das Problem, dass ein wesentlicher Teil des motorisierten Verkehrs
Taxis und Busse sind. Taxi- und Busfahrer sollten als Berufskraftfahrer
eigentlich besser unterrichtet sein als der normale Autofahrer. Ich habe eher
den Eindruck, dass sie für sich besondere Rechte in Anspruch nehmen und Regeln
für sie weniger zu gelten scheinen. Ob sich daran etwas ändert, wenn die
Bahnhofstraße Fahrradstraße ist?
Bei aller Skepsis gegenüber
den Fahrradstraßen, die ich hier formuliert habe, muss ich abschließend aber
zugeben, dass ich mich gestern einfach tierisch gefreut habe, als ich durch die
neue Fahrradstraße gefahren bin. Das Beste wäre sowieso, wenn am Ende alle
meine Unkenrufe Lügen gestraft würden.
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