Karlsruhe

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Montag, 11. Februar 2019

Es ist zwar noch etwas hin bis zu den Kommunalwahlen, aber...

Im Mai stehen die Kommunalwahlen an und damit dürfen wir auch den Karlsruher Gemeinderat neu wählen. Wer hier noch an der Meinungsbildung ist, wen man denn wählen soll, insbesondere wenn man möchte, dass die Stadt modern, vorwärtsgewandt und lebenswert sein soll, bekommt jetzt schon ein paar erste Entscheidungshilfen geliefert.
So wird das nichts mit den Änderungen, die unsere Gesellschaft, die unsere Städte brauchen. Screenshot von C. Lindners Facebook-Seite

Es ist nicht wirklich so, dass ich von Seiten der FDP hier viel Positives  zum Thema Radverkehr erwartet hätte, denn auch von der Spitze der Bundes-FDP kommen Töne, die zeigen, dass man in dieser Partei nicht verstanden hat, wie moderne Verkehrspolitik geht. Jetzt kann man aber auch direkt nachlesen, dass der Karlsruher Fraktionsvorsitzende der Liberalen hier genau auf Partielinie liegt, auch wenn behauptet wird, man habe Verständnis für die Radfahrer. Denn das Herumprügeln auf den sogenannten Fahrrad-Rowdys, wie er es hier bezeichnet, und die damit eigentlich gemeinte Generalisierung auf alle Radfahrer, ist ein klares Zeichen dafür, dass man eigentlich den Radverkehr nur verteufeln will. Da wird deutlich, auf welcher Seite die FDP hier steht und dass es ihr ganz bestimmt nicht, um die Förderung des Radverkehrs geht.
Ob jetzt von Rowdys oder von Rambos gesprochen wird, das Bashing von Radlern ist ein beliebtes Spiel von denen, die eigentlich gar keinen Radverkehr wollen und davon auch gar nichts verstehen.Bild: Stadt Karlsruhe
Selbstverständlich gibt es Radler, die sich übel gegen die Regeln verhalten und ein erhebliches Maß an Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen an den Tag legen. Aber wer alleine schon so tut, als ob nur von dieser Seite der Paragraph 1 der StVO nicht eingehalten würde, macht sehr deutlich, dass er vom Radverkehr eigentlich nichts hält. Denn ein einfacher Blick in die Unfallstatistiken hier in Karlsruhe und auch überall sonst in Deutschland zeigen sehr schnell, von wem die wirkliche Gefährdung ausgeht - nämlich vom motorisierten Verkehr. Das Presseportal der Polizei bietet auch eine schöne Möglichkeit zu sehen, durch wen die schweren Unfälle mit Schwerstverletzten, Toten und hohen Sachschäden verursacht werden. Außerdem gibt es genug Beispiele, wo das Miteinander zwischen Fußgängern und Radlern sehr gut funktioniert trotz einer nicht wirklich guten Infrastruktur. Man muss hier also keine Weltuntergangsszenarien an die Wand malen.
Zugegebenermaßen hat mich besonders gefreut, dass Frau Zürn die Critical Mass lobend erwähnt hat. Sie ist herzlich eingeladen auch mal mitzuradeln, so wie die komplette Fraktion und auch alle anderen Fraktionen des Gemeinderats, die es ernst meinen mit einer Verbesserung der Infrastruktur für den Rad- und auch den Fußverkehr. Bild: Stadt Karlsruhe

Ein Kulturkampf gegen das Auto gibt es nicht! -
schreibt das Handelsblatt


Wer die Straßen sicherer und damit das Leben in der Stadt angenehmer machen will, weiß, dass dafür die Gefährdung durch Autos reduziert werden muss. Durch weniger Autos, strengere Geschwindigkeitsbeschränkungen, mehr Kontrollen und eine Infrastruktur, die endlich anfängt, sich an den Menschen zu orientieren und das bedeutet zunächst an Fußgängern und Radfahrern und nicht wie bisher primär an den Autos.

Das Handelsblatt spricht von PKW-Populismus. Hört, hört!
Eine angenehme Überraschung ist in diesem Zusammenhang die Äußerung von Frau Zürn, die hier in Karlsruhe der Fraktion Die Linke angehört und offensichtlich viel besser verstanden hat, dass es der Stadt sehr gut tun würde, wenn noch mehr Menschen das Rad nutzen für die täglichen Wege. Unumwunden gebe ich zu, dass ich mich natürlich besonders gefreut habe, dass sie die Critical Mass Karlsruhe lobend erwähnt. Das nutze ich gleich um eine Einladung auszusprechen an Frau Zürn und ihre Fraktion doch einmal mitzuradeln. Wobei diese Einladung natürlich auch für die anderen Fraktionen im Karlsruher Gemeinderat gilt - auch für die FDP. Am 22. Februar ist es wieder soweit und es würden sich bestimmt viele engagierte Karlsruher Radler finden, die erklären, welche Fahrzeuge die wirklich gefährlichen Rowdys nutzen.

Moderne Städte sehen anders aus, als sich die FDP
das vorstellt.
Selbst das Handelsblatt hat sich dieser Tage genötigt gesehen, der FDP und ihrem Parteivorsitzenden Christian Lindner heftig ins Gewissen zu reden. Ein wirklich lesenswerter Artikel, vor allem weil hier mal von einer Seite das offensichtliche gesagt wird, der man kaum vorwerfen kann, hier aus einer ökologisch-grünen Ideologie heraus zu argumentieren. Ein paar Zitate fand ich besonders schön und habe diese hier in den Text eingefügt. Herausheben möchte ich hier, dass hier von 'liberaler Modernisierungsverweigerung' gesprochen wird. Das trifft es auf den Punkt, wobei man das Wort liberal wohl nur als Bezug auf die Partei FDP zu sehen hat und weniger als wirkliches Adjektiv.
Rückwärts- anstatt vorwärtsgewandt! Das können wir heute nicht gebrauchen.

Das abschließende Zitat aus dem Economist, dass ein selbstgefälliger Liberal ein scheiternder Liberaler ist, möchte ich noch etwas generalisieren, in dem ich den Jazzmusiker Winton Marsalis zitiere. Vor Jahren fand ich auf einem Streichholzbriefchen die Aussage von ihm: Only the humble improve! - Nur mit Demut wird man besser! Gilt übrigens nicht nur für die FDP!

https://presse.karlsruhe.de/db/stadtzeitung/jahr2019/woche05/stimmen_aus_dem_gemeinderat_fdp_fahrrad_rowdys.html

https://presse.karlsruhe.de/db/stadtzeitung/jahr2019/woche05/stimmen_aus_dem_gemeinderat_die_linke_lebensqualitat.html

https://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/expertenrat/wenzel/expertenrat-eike-wenzel-ps-populismus-blockiert-die-zukunft-ein-offener-brief-an-christian-lindner/23960940.html?ticket=ST-18070-122bYDRebIFSS2KmzNOj-ap6

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