Es gibt Situationen, denen selbst ein Lastenrad nicht so
einfach gewachsen ist - ohne weiter darauf eingehen zu wollen, möchte
ich nur feststellen, dass ich mich erst kürzlich in einer solchen befand
und die Chance nutzen wollte, die Alternative für derlei Fälle zu
testen: das Automobil.
Noch
vor dem Einsteigen fällt auf, dass so ein Auto unverhältnismäßig mehr
Platz benötigt als ein Fahrrad. Aus diesem Grund kann die Mehrzahl der
Radwege nicht mit dem Auto genutzt werden. Um diesen Mangel
auszugleichen, betreiben Städte, Länder und der Bund ein
kostenintensives Streckennetz, für das der Steuerzahler eine saftige
Rechnung zahlt.
Ähnlich
wie bei einem Velomobil sind Passagiere und Fracht durch eine Karosserie
vor Umwelteinflüssen geschützt. Nach dem Einsteigen wird einem jedoch
klar, warum man das Innere auch als "Fahrgastzelle" bezeichnet: man ist
buchstäblich in Blech und Glas eingesperrt und bekommt von seiner Umwelt
nicht einmal halb so viel mit wie auf dem Fahrrad. Die Hersteller
versuchen, diese Schwäche mit Spiegeln und Warnsystemen zu kaschieren.
Mein an angenehm harte Sattel gewöhntes Hinterteil protestiert zudem
gegen den viel zu weichen Sitz, der die Bewegungsfreiheit der
Oberschenkel begrenzt.
Die
Pedale vor dem Fahrersitz dienen lediglich der Steuerung von Motor und
Bremse, die Kraft des Fahrers bleibt ungenutzt, stattdessen sorgt ein
Motor mit mehreren zehntausend Watt Leistung für Bewegung. Zum
Vergleich: Pedelecs kommen mit 250-500W locker aus, so dass ein solcher
Motor zunächst verschwenderisch anmutet. Allerdings wiegt das ganze
Gefährt so viel wie hundert Fahrräder, was einen derart
leistungshungrigen Motor notwendig macht. Dabei stehen dem Fahrer
lediglich 5 oder 6 Gänge nebst Rückwärtsgang zur Verfügung - selbst die
meisten modernen Nabenschaltungen haben mehr, von Kettenschaltungen ganz
zu schweigen, was den ersten Eindruck bestätigt, dass es sich um
überholte Technik handelt.
Zudem
wird die Mehrzahl dieser Gefährte immer noch mit Verbrennungsmotoren
betrieben, die ihre Kraft aus der (hoffentlich) kontrollieren Explosion
des jeweiligen Treibstoffs beziehen. Das Ergebnis sind Lärm und giftige
Abgase, die unverständlicherweise einfach in Kauf genommen werden.
Scheinbar hapert es hier immer noch bei der Umsetzung eines
erschwinglichen alltagstauglichen elektrischen Antriebs, wie er sich bei
Pedelecs wachsender Beliebtheit erfreut.
Der
Eindruck der überholten Technik wird noch verstärkt, als ich kurze Zeit
später im Stau stehe, was mir auf dem Fahrrad noch nie passiert ist.
Endlich am Ziel angekommen, muss ich das Auto wieder loswerden, um
festzustellen, dass das wohl mehr Autofahrer mit dem gleichen Ziel schon
mit ihren Blechkästen getan haben, als Plätze dafür vorhanden sind. So
brauche ich für eine Strecke, die ich sonst in weniger als einer halben
Stunde mit dem Rad fahre, mit dem Auto eine geschlagene Stunde – den
Fußweg nicht eingerechnet.
Es
erscheint mir völlig unverständlich, warum Pendler, die weniger als
20km auf einer Strecke fahren und keine schweren Lasten transportieren
müssen, freiwillig das Auto dem Fahrrad vorziehen.
Der Beitrag stammt von Alex Lohr, regelmäßiger Teilnehmer bei der CM Karlsruhe, als Fahrradpendler Überzeugungstäter mit täglich insgesamt 30 km Radelstrecke.
Großartig :)
AntwortenLöschenVielen Dank.
LöschenAlex hat allerdings einen wichtigen Punkt übersehen. Es geht um die große Gefahr, sich bei einem Unfall schwere Kopfverletzungen zuzuziehen und weit und breit ist niemand, der sich endlich darum kümmert, dass eine Helmpflicht für Autofahrer eingeführt wird! ;)
AntwortenLöschenDas Hauptproblem dürfte dabei die ohnehin schon eingeschränkte Sicht sein. Besser wäre es, die wahnwitzige Geschwindigkeit, für die Autos zugelassen sind, zu reduziere, um das Risiko zu vermindern.
LöschenOffenbar führt das Autofahren nicht nur aufgrund der Sichtverhältnisse zu Problemen mit der Wahrnehmung: der Vorsitzende des AvD beschwerte sich über neue Blitzer in RLP, dass diese nicht der Sicherheit dienten, da sie ja nicht von Warnschildern flankiert würden. Die Schilder, auf denen die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit steht, hat er dabei wohl übersehen.
Nicht nur die eingeschränkte Sicht ist ein Problem von Autofahrern, sie fahren oft dank geschlossener Karosserie auch noch fast taub durch die Gegend und hören Warnsignale anderer Verkehrsteilnehmer, wie z.B. Fahrradklingeln nicht.
AntwortenLöschenVielleicht denken deshalb so viele Autofahrer, dass sie berechtigt sind auf Behindertenparkplätzen zu parken! Wenn man nix sieht und nix hört...
AntwortenLöschenKlasse Beitrag, vielen Dank dafür.
AntwortenLöschenGebe dir vollkommen recht und gebe das gerne an Alex weiter!
LöschenDanke, ist angekommen ;-)
Löschenguter blog sehr schön geschrieben, war bestimmt viel arbeit.
AntwortenLöschenmfg
Marco von autoreiniger
Toller Blog!
AntwortenLöschenGruß
Steffi
Fahrrad Vergleich