Karlsruhe

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Mittwoch, 30. Juni 2021

E-Mobilität in Karlsruhe nur für Autos?!

Auf das Thema bin ich durch ein Gespräch mit einem Hand-Biker gestoßen. Hand-Bikes sind für den Rollstuhlfahrer in etwa wie das Fahrrad für den Fußgänger zu sehen. Wenn man auf die Seiten von Hand-Bike-Herstellern, wie z.B. die Firma Stricker in Bühl, sieht man, dass auch hier die elektrischen Antriebe Einzug gehalten haben. Ich kann mir vorstellen, dass diese Version eines Pedelecs für seine Nutzer extrem hilfreich ist und es gleichzeitig für sie sich viel größere Probleme ergeben, wenn mal der Strom knapp wird. Also braucht man vielleicht mal eine Möglichkeit, um nachzutanken. Doch wo tut man das?

Für Autos gibt es schon recht zahlreiche Möglichkeiten, die Akkus aufladen zu lassen. Die 220V Schuko aber nicht an jeder Station. Dazu müsste man dann auch immer sein Ladegerät mitführen. 

In Regionen, die für Urlaub mit dem Fahrrad werben, gibt es scheinbar entlang der Radstrecken regelmäßig Möglichkeiten seinen Akku aufzuladen. Mein Gesprächspartner kannte das z.B. so aus Mecklenburg-Vorpommern. In Karlsruhe vermisst er diese Möglichkeiten. Ich konnte ihm dann zumindest von der Ladestation (kostenlos) beim Bauhaus in der Oststadt berichten, die er noch nicht kannte. Jetzt hat es mich dann doch interessiert, wo das in Karlsruhe sonst noch geht.

In der südlichen Fahrradgarage gibt es Schließfächer mit Möglichkeit die Akkus aufzuladen. Wenn man regelmäßig pendelt und dann das Abo nutzt, durchaus ein akzeptables Angebot. Wie gut es tatsächlich genutzt wird, weiß ich leider nicht. 

Zufällig komme ich dann auch mal am Albtalbahnhof vorbei, wo es abschließbare Boxen für Fahrräder gibt, die zum Teil auch Ladeanschlüsse für die Akkus haben. Auch in der südlichen Fahrradgarage am Hauptbahnhof gibt es Schließfächer mit Schuko-Steckdose. 18 Stück sind das hier, die aber vorab gebucht werden müssen. Das ist jetzt aber immer noch nicht viel. So lade ich mir mal 2 willkürlich ausgewählte Apps herunter, mit denen man öffentlich zugängliche Ladepunkte finden kann. In Karlsruhe werden damit noch zwei Supermärkte von Aldi und 2 vermutlich auf Eigeninitiative eingerichtete Stellen in der Innenstadt angezeigt - der Copyshop Ball und 'Salvatore' in der Markgrafenstraße. Etwas mager das Gesamtresultat würde ich sagen.
So sieht die Karte von Karlsruhe mit der einen App aus. Die Ladestationen speziell für E-Bike Akkus sind deutlich dünner gesät. Im Regelfall wird man dort auch vermutlich nur Schuko-Steckdosen vorfinden, so dass man sein Ladegerät immer dabei haben muss.

Also weiter gesucht und da gibt es ja ein Mobilitätsportal der Stadt Karlsruhe selbst und diese Karte zeigt plötzlich ein deutlich dichteres Netz an Ladestationen. Hoffnung kommt auf, die dann gleich wieder enttäuscht wird. Diese Ladestationen sind quasi ausschließlich für das Aufladen von elektrisch angetriebenen PKWs gedacht. Zwar gibt es Stationen, an denen auch Schuko-Steckdosen verfügbar sind, aber wirklich für die Nutzung durch Radfahrer oder Handbiker sind diese offensichtlich eher nicht gedacht. Auch gibt es keine mögliche Such- oder Selektionsfunktion, um diese zu finden, ohne jede einzeln prüfen zu müssen. Dazu sind sie dann häufig in Tiefgaragen installiert. Womöglich müsste man hier auch als Radfahrer dann nicht nur die Gebühren für den Strom bezahlen, sondern auch noch Stellgebühren.
Die Firma Bike Energy hat ein System entwickelt, bei dem man nur ein spezielles Ladekabel benötigt, das natürlich deutlich einfacher mitzuführen ist als das komplette Ladegerät. Tatsächlich gibt es eine Station in Karlsruhe bei der Fiducia. Dort kann man sich das Kabel scheinbar sogar ausleihen.

Also mal eine Anfrage an die Stadtwerke Karlsruhe geschickt, wie das denn sein kann, dass man hier mal wieder nur an die Elektroautos denkt, aber nicht an die wirklich umweltfreundlichen Alternativen. Ich bekomme hier auch relativ zügig Rückmeldung, aber leider nur etwas vage Ausreden, warum man das fürs Fahrrad ja eigentlich kaum braucht, weil die Strecken doch kurz sind und dann bräuchte man noch sein eigenes Ladegerät, weil die Systeme doch unterschiedlich und so weiter und so fort. 

Das Problem ist doch aber, dass eben gerade mit den E-Bikes die möglichen Distanzen deutlich größer werden und dann hat man vielleicht einfach nicht gut genug gerechnet oder die Reichweitenkalkulation vom Rad war zu optimistisch. Dann steht man dumm da und hat kein Ladegerät dabei und in so einem Fall nutzt es auch nichts, dass man ja den Akku entnehmen kann. Dabei gibt es einen Systemanbieter, der ein universelles Ladesystem für Akkus von E-Bikes und E-Handbikes bietet. Dann braucht es nur ein entsprechendes Ladekabel - mehr nicht. Sicherlich macht das Mühe und denen, die nur ihren Strom teuer verkaufen wollen, ist es vermutlich schlicht zu viel Aufwand, wenn man bedenkt, dass das Aufladen eines Standardakkus weniger als 1 kWh benötigt und damit nach regulären Stromtarifen für zu Hause gerade mal 30 €-ct. Fremdenverkehrsgebieten ist es den Aufwand offensichtlich wert.

Einer Stadt wie Karlsruhe, die sich als fahrradfreundlich verstanden sehen will, stünde so etwas auch gut zu Gesicht. Relativ günstig könnte man so etwas doch sicher auch durch entsprechende Förderung umsetzen, damit beispielsweise nicht nur Aldi und Bauhaus derartige Lademöglichkeiten schaffen, die am besten nicht nur, aber auch für deren Kundschaft bzw. Mitarbeiter zugänglich ist. Man könnte das ja sogar gegen geringe Gebühr machen und ähnlich wie Kosten für's Parkhaus beim Einkauf vergüten lassen.

Es muss über 10 Jahre her sein, als ich bei einem Besuch in Shanghai sehen konnte, dass dort eine Firma es sich nicht leisten kann, ihren Mitarbeitern keine Lademöglichkeit für Fahrradakkus zu bieten. Es ist fast erschreckend, wie wenig seither bei uns passiert ist, denn hier ist immer noch weiße Landkarte in der Beziehung.

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