Karlsruhe

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Samstag, 19. Mai 2018

Sich nicht an den rechten Rand drücken lassen

Täglich sehe ich es auf Karlsruher Straßen, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und jedes Mal erfüllt es mich mit Grausen: Radler, die sich an den rechten Rand drängen lassen - oder darüber hinaus.

Viele Radler übertreiben es deutlich mit dem Rechtsfahrgebot und bewegen sich auf der Fahrbahn extrem weit rechts. Gefühlt fahren sie schon im Rinnstein - für Autofahrer offensichtlich eine unwiderstehliche Verlockung zum Überholen auch in Fahrradstraßen und 30er Zonen. Damit bringen sich die Radler selbst in Gefahr und riskieren neben dramatischen Verletzungen auch noch, dass sie selbst eine Teilschuld zugesprochen bekommen, kommt es zu einem Sturz.

 Das Video ist aus der Bahnhofstraße - noch etwas früher im Jahr. Hier ist eher das Problem von ausparkenden Autos, als sich öffnenden Türen. Viel schlimmer aber ist das Überholverhalten, insbesondere von Taxis und Bussen der Verkehrsbetriebe. Auf dem Video aber gut zu sehen, wie nah viele am Rand fahren und auch nach Überholvorgängen gleich wieder zurück gehen. Ich fahre hier immer mit deutlichem Abstand nach außen - auch um mich sichtbar zu machen. Gefährdende Überholmanöver kann das leider nicht immer verhindern.

Wenn wir auf der Fahrbahn fahren müssen oder dürfen, sollten wir und dürfen wir einen ordentlichen Abstand zum Randstein halten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das oft gute Nerven braucht und wenn es nur darum geht, dass man angepöbelt wird, man solle doch gefälligst rechts fahren. Aber es gibt viele gute Gründe dafür.
Hier ein paar Empfehlungen zur praktischen Umsetzung des Rechtsfahrgebotes für Radler. Ich glaube, bei der Critical Mass Stuttgart habe ich das gefunden! Ähnliche Infos finden sich aber auch auf der Internetseite der Stadt Karlsruhe.

Die Zone, in der uns Autofahrer am zweitliebsten sehen (am liebsten sehen sie uns irgendwo weit weg von 'ihren' Straßen!), ist nämlich voller Gefahren.
Am bekanntesten vermutlich das sogenannte Dooring. Dabei muss so eine Autotür gar nicht komplett aufgerissen werden. Schon das vermeintlich kontrollierte Öffnen um wenige Zentimeter kann problematisch werden, denn als Radler weiß ich nicht, dass der Autofahrer wirklich noch den Schulterblick durchführen möchte, bevor er komplett öffnet. Ein Ausweichmanöver als Reflex kann schon genügen, um mich in 'Reichweite' eines Autos bringen, das mal gerade schnell vorbeifahren möchte.
Autofahrer sehen diesen Randstreifen aber auch in anderer Hinsicht als verfügbaren Freiraum, auf den sie gar keine Rücksicht nehmen müssen. Da wird mit dem Auto rückwärts gerollt, um aus der Parklücke zu kommen und geschaut wird frühestens, wenn das Heck mindestens 20 cm in die Straße ragt. Das exakt gleiche Verhalten, beim Einmünden in eine vorfahrtsberechtigte Straße. Auf dem ersten Streifen wird keine Kollission mit dem querenden Verkehr befürchtet - die Autofahrer halten sie aus der Zone bestimmt heraus. Ich soll dort aber radeln.

Vielleicht ist auch schon mal jemandem aufgefallen, dass die Autofahrer auch gerne zur Fahrertür ihres Fahrzeugs laufen ohne vorher zu schauen. Wieder die gleiche Denke, in dem Bereich fährt ja eh keiner. Aber wehe, es passiert etwas, dann käme bestimmt der Vorwurf, dass man dieses Mal zu weit rechts gewesen wäre. Was so ein Perspektivwechsel alles bewirken kann.

Auch Fußgänger sind gerade in dem Bereich gefährlich für uns. Da wird dieser schmale Streifen scheinbar noch dem Gehweg zu gerechnet und problematisch ist sowieso, dass viel Verhalten und Aufmerksamkeit im Straßenverkehr mit der akustischen Wahrnehmung verbunden sind. Nur wenn man den Motor eines Autos hört, wird von einer Gefahr auf der Fahrbahn ausgegangen. Vielleicht quietschen deshalb viele Fahrräder so. Die Eigentümer lassen das Rad nicht aus Faulheit, sondern aus Kalkül vergammeln, damit man sie schon hört, bevor man sie sieht.

Auch wenn ich nachvollziehen kann, dass man immer weiter nach außen geht, um der offensichtlichen Gefahr auszuweichen, hier mein Aufruf an euch: Traut euch weg vom rechten Rand! Nehmen wir uns den Platz, der uns zusteht!

In der Bahnhofstraße, die zwar Fahrradstraße, aber ansonsten noch alles andere als perfekt ist, aber doch besser als viele andere Straßen in Karlsruhe, gibt es dann aber trotzdem auch noch diejenigen, die sogar noch über den rechten Rand hinaus gehen und auf dem Gehweg fahren. Hey Leute, dafür habe ich nun gar kein Verständnis und dort muss das auch wirklich nicht sein. Wenn sich dann Fußgänger aufregen, kann ich nur sagen: und mit Recht!

Eine Idee für die Verantwortlichen in der Stadt, die gerne am 6. Dezember Schokonikoläuse an Radler mit Helm und Licht und Warnweste und was weiß ich verteilen. Lieber mal in die Bahnhofstraße oder andere Straßen gehen und den Radlern, die den Abstand halten mit was Süßem belohnen. Und die anderen aus dem Rinnstein holen und aufklären.

Wenn ihr dann noch die Autofahrer, die drängeln, zu eng überholen, zu schnell fahren, etc. mal stoppt und mit denen ein Gespräch führt, was wir Radler dürfen und was sie als Autofahrer müssen, dann bekommt ihr von mir einen Schokonikolaus - aber einen Guten - aus Bioschokolade!



https://criticalmassstuttgart.wordpress.com/die-ehn-gebote-sicheren-radfahrens/

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