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Samstag, 19. Januar 2019

Tempolimit auf Autobahnen

Jetzt hat das nur bedingt mit Radfahren zu tun, aber Reduzierung von Treibhausgasen ist ja durchaus auch auf Autobahnen von einem gewissen Vorteil. So war es interessant diese Woche zu lesen, dass ausgerechnet eine vom BMVI eingesetzte Arbeitsgruppe, neben Steuererhöhungen auf Treibstoffe auch ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen vorgeschlagen hat. Dem CSU-Minister Andreas Scheuer muss echt der Schrecken in die Glieder gefahren sein, als er von den Vorschlägen gehört hat und er hat dann ja auch gleich mächtig gegengerudert.

Spiegel Online (eine Seite, die ich durchaus gerne und häufig lese) hat dann ein etwas älteres Video wieder direkt damit verbunden, in dem ein Mitarbeiter des Resorts Mobilität ein paar Weisheiten bereithält, was denn ein Tempolimit bringen kann in Bezug auf Reduzierung der CO2 Emissionen und auch hinsichtlich Verkehrssicherheit. Die Art und Weise der Präsentation der Ergebnisse und deren Interpretation lassen aber eher den Verdacht zu, dass der junge Mann auch in Zukunft eine Karriere bei der Autoindustrie plant oder so gebrainwasht ist, dass er nicht merkt, was für einen Nonsens er hier verzapft.

Ich möchte die Zahlen, die er aufführt, mal wieder aufgreifen und umrechnen, um die Dimensionen, die dahinter stehen, etwas deutlicher zu machen. Ich weiße gleich darauf hin, dass ich da sicher ein paar vereinfachende Ansätze machen werde, die im Ergebnis zwar vielleicht keine 100% präzise Prognose geben, aber dennoch eine Größenordnung aufzeigen, die vermutlich nicht ganz falsch ist.

So heißt es, der Straßenverkehr sei für 12% der gesamten CO2 Emissionen verantwortlich und durch Tempo 120 könnten diese um 0,5% reduziert werden. Der Gesamt-Ausstoß an CO2 nach BDI betrug in 2017 904,7 Mio Tonnen. Ganz klar ist mir nicht, ob sich diese 0,5% Einsparung auf den Gesamt-CO2 Ausstoß oder nur auf den Verkehrsanteil beziehen. Selbst in letzterem Fall würde das auf ein Jahr gerechnet eine Einsparung von über 540.000 Tonnen CO2 bedeuten, die mit so wenig Aufwand und ohne wirkliche 'Belastung' für die Bevölkerung erreicht würden. Ebenfalls auf Zahlen des BDI beruhend würde das den kompletten Emissionen einer Stadt mit fast 60.000 Einwohnern entsprechen. Umgerechnet auf auf Benzin oder Diesel einer Menge von ca. 200-230 Mio Litern, was bei aktuellen Preisen an der Tankstelle zwischen 250 und 300 Mio Euro kosten würde. Wirklich nur eine Bagatelle!

Es mag sein, dass der CO2 Ausstoß auf Landstraße und innerorts höher ist. Das ist aber kein Argument die möglichen Einsparungen auf der Autobahn sausen zu lassen. Das ist wie zu akzeptieren, dass ein Kind sein Zimmer nicht aufräumen will, weil es bei den Geschwistern noch viel unordentlicher aussieht. Man kann das eine tun, ohne deswegen das andere zu lassen.

Richtig zynisch wird dieses Argument, wenn man dann auf die Auswirkungen bei der Sicherheit geht, weil ja 'nur' 13% der tötlichen Unfälle auf der Autobahn passieren. Das waren also in 2017 ca. 413 Tote von gesamt 3180 Opfern. Wobei ich hier auch die Schwerverletzten nicht übergehen möchte, die so gerne ignoriert werden und dabei häufig ein Leben lang unter den Folgen leiden. Für das vorvergangene Jahr wird hier die Gesamtzahl von 66513 aufgezählt, den Autobahnanteil veranschlage ich jetzt mal paritätisch mit 8646.

Es wird ja eingeräumt, dass in den knapp 30% der Autobahnen mit Tempolimit 26% weniger Unfälle passieren. Wieder sehr einfach gerechnet, würde das heißen, dass jedes Jahr mindestens 70 Menschen weniger sterben müssten, mindestens 1500 weniger würden schwer verletzt werden, wenn man sich endlich durchringen könnte, dass man in Deutschland nicht mehr unbegrenzt rasen darf. Wie wenig sind uns diese 70 getöteten und 1500 schwerverletzten Menschen wert, wenn man dafür nicht auf das Rasen verzichten kann.

Natürlich würden durch weniger Unfälle auch so viele Arbeitsplätze gefährdet, bei Rettungsdiensten, Krankenhäusern, Prothesen- und Rollstuhlherstellern bis zu den Bestattungsunternehmen. Nicht zu vergessen die Autohersteller selbst. Vermutlich deshalb bezeichnet Herr Scheuer diese Vorschläge als wirtschaftlich und sozial unverantwortlich. Schämen Sie sich, Herr Scheuer!

http://www.spiegel.de/auto/aktuell/tempolimit-vorschlaege-laut-verkehrsministerium-nicht-zu-verantworten-a-1248809.html

http://www.spiegel.de/auto/aktuell/tempolimit-und-co-regierungskommission-schlaegt-scharfe-massnahmen-vor-a-1248672.html

http://www.spiegel.de/video/geschwindigkeitsbegrenzung-auf-autobahnen-tempolimit-in-zahlen-video-99023675.html

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