Karlsruhe

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Dienstag, 14. Mai 2019

Weniger Autos, weniger Dreck - Mehr Umsatz!

Bei der CM zum Karlsruher Klimafrühling am 31. Mai machen wir es zum Thema: die Autos müssen raus aus Karlsruhe! Je näher man ins Zentrum kommt, um so dünner soll die Luft für den MIV werden, dafür umso besser für uns Menschen. Wer sich mit dem Thema befasst und das eh befürwortet, wird kaum zusätzliche Argumente benötigen. Aber die anderen? Vor allem, wenn die einem in den Ohren liegen, dass dann die Stadt stirbt, der Einzelhandel zu Grunde geht - was sagt man denen?
Den Autos nur ein bisschen was wegnehmen, wird auf Dauer nicht reichen. Andere Städte ergreifen weitergehende Maßnahmen und das mit Erfolg. Quelle: BNN

Am besten man berichtet darüber, welche Städte mit vermutlich schwierigeren Ausgangssituationen als bei uns das bereits umgesetzt haben. Und vor allem darüber die gut das funktioniert und die positiven Effekte eben gerade auf die lokale Wirtschaft.

So sieht es stattdessen zurzeit in Karlsruhe aus. Jedes Parkhaus kann ich aus allen Himmelsrichtungen anfahren - auch durch die Fußgängerzone oder durch Fahrradstraßen hindurch. Hier beispielhaft beim ECE-Center staut es sich dann samstags und auch der Radverkehr wird behindert und gefährdet, weil auch das Halteverbot 24/7 missachtet wird.
Von Beispielen aus den Niederlanden und Skandinavien haben die meisten schon gehört. Ich will 3 Städte aus anderen Ländern herauspicken und fange mit dem Nordwesten Spaniens an. Pontevedra ist eine kleine Stadt in Galizien, die am Autoverkehr schier erstickte. Miguel Lores hat mit seiner ersten Wahl zum Bürgermeister vor ca. 20 Jahren gleich Nägel mit Köpfen gemacht und den Autoverkehr praktisch komplett aus der Stadt verbannt. Seitdem ist er jedes Mal wieder gewählt worden, denn die Stadt profitiert nicht nur von der gestiegenen Lebensqualität, sondern auch wirtschaftlich. Seit 8 Jahren gab es in der Stadt zudem keinen Verkehrstoten mehr, davor waren es 2-3 im Jahr!
Auch in die Gegenrichtung Stau und hin und wieder nimmt sich dann ein Taxifahrer das Recht heraus durch die gesperrte Fahrradstraße zu fahren, um den Stau zu umgehen.

Natürlich ist Pontevedra eine relativ kleine Stadt, aber im letzten Herbst ist Madrid für den Innenstadtbereich einen ähnlichen Schritt gegangen. Die Konservativen haben das Ende der Welt ausgerufen. Was ist passiert? Vom ersten Tag an lief das Ganze offensichtlich reibungslos und stressfrei. Die Busse waren plötzlich 25% schneller unterwegs als zuvor. Inzwischen konnte in der Stadt, in der es übel nach Abgasen gestunken hat, ein deutlicher Rückgang der Luftschadstoffe  aufgezeigt werden. Und wie geht es dem Einzelhandel? Ein Plus von 9% konnte der im letzten Weihnachtsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr verbuchen. Das sehe ich als echte Chance für lokale Läden  im Wettbewerb mit großen Ketten und vor allem dem Internethandel.

Zudem konnte die Stadt so eine Millionenstrafe der EU wegen Nichteinhalten von Schadstoffgrenzwerten vermeiden. Und erste Messungen zeigen auch, dass hier ein substantieller Effekt festzustellen ist. Jetzt heißt es der aktuellen Bürgermeisterin die Daumen drücken. Denn zusammen mit der Europawahl und den Kommunalwahlen bei uns, wird dort der Bürgermeister neu gewählt. Ich drücke ihr jedenfalls die Daumen für die Wiederwahl, damit es dort entsprechend weiter geht und hoffentlich auch in Deutschland endlich Bürgermeister den Mut finden, in dieser Richtung etwas größere Schritte zu tun, als ein paar Schutzstreifen auf die Straße zu pinseln.

Wem das noch nicht genügt, soll sich das verlinkte Video on Janette Sadik-Khan (leider habe ich das nicht mit deutschen Untertiteln gefunden) anschauen. Sie war in New York Commisioner des Department of Transportation und hat diese launige Rede gehalten über Maßnahmen, die sie in New York umsetzte und dies mit erstaunlichen Resultaten. Besonders gut hat mir hier übrigens gefallen, dass sie z.B. nicht jahrelange Studien durchführen ließ, bevor sie etwas tat. Sie hat eine erste Maßnahmen ganz pragmatisch temporär angesetzt - die Sperrung des Times Square für den Autoverkehr. Ein 6-monatiger Versuch mit der Ansage, wenn es nicht klappt, gehen wir einfach wieder zurück. Falls es funktioniert, machen wir so weiter. Die Ergebnisse haben dann die Menschen offensichtlich überzeugt und es war wirklich etwas Substantielles erreicht.

Was lesen wir in ähnlichem Kontext über Karlsruhe? Nicht wirklich so wahnsinning viel. Immerhin scheint man erkannt zu haben, dass Platz 1 beim ADFC Klimatest kein wirklich gutes Ergebnis ist. Aber ein paar Parkplätze für zusätzliche Fahrradspuren zu opfern, wird nicht genügen. Andere sind hier offensichlich gedanklich schon viel weiter als wir. Auch wir haben die Möglichkeit am 26. Mai bei den Kommunalwahlen ein Zeichen zu setzen und die Parteien zu wählen, die wirklich etwas für eine lebenswertere Stadt und für Umwelt- und Klimaschutz tun wollen. Damit dann hinterher hoffentlich wieder etwas mehr Dynamik in die Karlsruher Verkehrspolitik kommt.

Linksammlung:

http://ka-radler.blogspot.com/2019/05/karlsruhe-im-klimafruhling-cyclists-for.html

https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/spanien-pontevedra-paradies-fuer-fuessgaenger-100.html

https://www.trendsderzukunft.de/autobann-in-pontevedra-in-der-spanischen-stadt-entsteht-neues-lebensgefuehl/

https://www.forbes.com/sites/carltonreid/2019/03/08/closing-central-madrid-to-cars-resulted-in-9-5-boost-to-retail-spending-finds-bank-analysis/#2509a33155a7

http://www.taz.de/Stickoxidbelastung-in-Madrid/!5590081/

https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/weniger-autos-mehr-umsatz-fur-die-laden-im-stadtzentrum?wtmc=socialmedia.facebook.shared.web&fbclid=IwAR2c9G5p8vGoLSzQiMxHHuVTmfSMB4j_seGQu731hNVWF_IboAzrPc1SlJ0#

https://www.ted.com/talks/janette_sadik_khan_new_york_s_streets_not_so_mean_any_more/discussion?utm_content=awesm-publisher&awesm=on.ted.com_newyorkstreets&utm_medium=on.ted.com-static&utm_campaign=&utm_source=l.facebook.com 

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