Immer wieder bekommt man frappierende Beispiele für das Victim Blaming präsentiert. Jetzt liefert die FAZ mal wieder ab mit einem Artikel, der im Grunde ein interessantes Thema aufgreift, aber nicht wirklich Erhellendes präsentiert, dafür aber am Ende ein paar Aussagen macht, die ich als hanebüchen beschreiben möchte.
Die Theorie, dass mit dem E-Bike viele schneller fahren, als sie es eigentlich beherrschen könnten, wird immer wieder aufgebracht und besonders in Richtung älterer Menschen behauptet. Hier wird auf den hohen Anteil der älteren Semester unter den getöteten Fahrern verwiesen. Nach meinem Wissen sind aber ältere Menschen auch unter den Radlern ohne Elektroantrieb deutlich überrepräsentiert. Es wäre schön gewesen, wenn man einfach mal versucht hätte, hier differenziert zu analysieren, um neue Erkenntnisse zu bekommen.
Leider aber Fehlanzeige. Stattdessen wird suggeriert, dass 100% der Unfälle mit Radfahrern nur durch die Radler selbst verursacht würden. Als typische Unfälle werden Dunkelheit, unbeleuchtetes Mountainbike und unerlaubte Gehwegbenutzung genannt. Wie sieht es auch mit abbiegenden LKWs? Sind diese nicht Todesursache #1 für Radler auf deutschen Straßen?
Wenn man dann denkt, jetzt geht es nicht besser, kommt der letzte Streich. Eine Frau stürzt in einem Bus, der hart bremsen muss, weil ein Radfahrer auf der Straße anhält, um auf einen Radweg zu wechseln. Die Frau wird so stark verletzt, dass sie stirbt. Schuld ist natürlich der Radler, der den Busfahrer 'zu einer Vollbremsung gezwungen hat'. Will da niemand die Frage stellen, ob der Busfahrer nicht einfach zu wenig Abstand gehalten hat? Das ist doch die plausiblere Unfallursache, oder?
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