Karlsruhe

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Samstag, 11. Februar 2017

Warum hat die Polizei Karlsruhe keine Fahrradstaffel?

Liebe Polizei Karlsruhe,

vor einiger Zeit hatte ich mal gelesen, dass es bei euch inzwischen Dienstfahrräder gibt und habe mich darüber sehr gefreut. Das habe ich damals für mich gleich so interpretiert, dass es in Karlsruhe jetzt eine Fahrradstaffel gibt. Aber da gibt es wohl einen feinen Unterschied, auf den ihr großen Wert legt. Inzwischen bin ich also mehrfach korrigiert worden und schließe daraus, es gibt eben KEINE Fahrradstaffel der Polizei in Karlsruhe! Aber warum eigentlich nicht?
Vor der Polizeiwache am Marktplatz - viele Stellplätze für Dienstautos, aber leider nicht für Dienstfahrräder

Wir sind hier immerhin in der Fahrradstadt #1 in Süddeutschland! Zumindest erhebt die Stadt diesen Anspruch an sich. Eine Fahrradstaffel wäre wirklich super und es gibt so viele gute Gründe dafür, so etwas in Karlsruhe zu haben.

Gleich vorne weg, um Missverständnissen vorzubeugen: eine Fahrradstaffel braucht es nicht, um damit möglichst effektiv Bagatellverstöße von Radlern gegen Verkehrsregeln zu bestrafen! Ich finde es auch nicht gut, wenn Rader nachts ohne Licht unterwegs sind, auf dem Gehweg fahren oder in Gegenrichtung auf dem Radweg unterwegs sind. Aber wenn man die Sicherheit für Radler in der Stadt erhöhen will, muss man an anderer Stelle angreifen, wie gerade die vielen schweren Unfälle in Karlsruhe 2016 gezeigt haben. Nach meiner Überzeugung könnte man da mit einer Fahrradstaffel echt was voranbringen.
Anfangen will ich damit, dass ich den Eindruck habe, dass es manchmal bei der Polizei doch an Verständnis fehlt, dass das Fahrrad nicht nur Sportgerät, sondern eben auch Verkehrsmittel ist. Als solches ist es in der Stadt in Bezug auf Schnelligkeit, Kosten und Umweltfreundlichkeit kaum zu schlagen. Es geht darum, dass auch Polizeibeamte wissen sollten, wie es sich anfühlt als Radler im Straßenverkehr unterwegs zu sein und da scheint es erhebliche Lücken zu geben. Viele eurer Kollegen fahren vermutlich in erster Linie mit dem Auto und weniger mit dem Fahrrad. Privat wird vielleicht noch Fahrrad gefahren, aber spätestens im Dienst ist es dann doch nur noch das Auto oder das Motorrad.

Ein wirkliches Gefühl bekommt man aber nicht vom Reden, sondern nur vom selber ausprobieren und die brenzligen Situation selbst erfahren, auch wenn die Uniform schon einen Unterschied ausmachen wird, solange sie früh genug erkannt wird. Da wird dann seitens des Autoverkehrs doch vermutlich mehr Rücksicht genommen, beim Überholen mehr Abstand gehalten oder es ganz gelassen, weniger gedrängelt und gepöbelt, usw., usw.

Mit dem Fahrrad als Dienstfahrzeug könnte man zum Beispiel Kontrollen durchführen, ob mit ausreichendem Abstand überholt wird. Ich kann versichern, dass es nach wie vor haarsträubende Manöver gibt, selbst in Fahrradstraßen, auch durch Fahrer der Verkehrsbetriebe, selbst wenn auf oder mit dem Fahrrad offensichtlich Kinder mitgeführt werden oder bei Kindern, die selbst auf dem Rad unterwegs sind. Es gibt gute Beispiele für solche Kontrollen z.B. in Kanada oder Großbritannien.

Auch andere rücksichtslose Fahrweisen der Autofahrer wie Missachtung der Vorfahrt, oder Abbiegemanöver von LKWs, die ja im vergangenen Jahr zu 3 schwerstverletzten Radfahrern geführt haben, könnte man gut kontrollieren durch eine Fahrradstaffel.

Ich könnte mir auch noch vorstellen, dass mancher Autofahrer seinen Blick auf Radfahrer ändert, wenn er der Polizei regelmäßig auf dem Rad begegnen würde. Vielleicht kommt dann so langsam die Erkenntnis, dass auch Radler Menschen sind und zudem ist man vielleicht einfach deshalb gleich etwas vorsichtiger, weil der Mensch auf dem Rad könnte ja von der Polizei sein.

Unter diesen Vorzeichen könnte auch die Akzeptanz steigen, wenn Radler kontrolliert werden. Dabei sollte man aber immer im Auge haben, dass die Schwerverletzten und Toten auf den Straßen in Karlsruhe und Umgebung nicht von einem Fahrrad überrollt wurden. Sieht man ziemlich schnell, wenn man nur mal in die Unfallstatistik schaut.

Am Schluss berichten dann die radelnden Beamten vielleicht auch ihren Kollegen, wie es sich anfühlt unmotorisiert auf zwei Rädern im Straßenverkehr unterwegs zu sein als Verkehrsteilnehmer 2. Klasse.

Zum Abschluss vielleicht noch der Hinweis, dass diese Bitte wirklich ernst gemeint ist und mit großer Wertschätzung für eure Arbeit erfolgt. Der etwas joviale Ton und der Verzicht auf das formale 'Sie' ist definitiv nicht als Zeichen mangelnden Respekts zu sehen. Dazu habe ich selbst viel zu viele gute Erfahrungen mit der Polizei in Deutschland gemacht. Jetzt fehlt nur noch die Fahrradstaffel Karlsruhe und alles wird gut. Die würde ich mir dann auch noch immer am letzten Freitag im Monat als Begleitung bei der Critical Mass wünschen!

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