Karlsruhe

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Montag, 6. August 2018

Ein paar Zahlen zum Autoverkehr

Kürzlich war im Zeit Magazin ein Artikel über das Fahrradfahren im Allgemeinen und wie es in verschiedlichen Städten funktioniert. Übrigens sehr lesenswert - ruhig also mal sich den ganzen Text genehmigen.
Ein paar Zahlen daraus habe ich daraus mal aufgenommen und sie ein bisschen weitergerechnet, um einfach noch etwas deutlicher zu machen, was für ein Wahnsinn sich da abspielt und wie einfach sich Verbesserungen erzielen ließen.
Diese Abstellplätze sind in der Statistik vermutlich nicht enthalten, weil so auch nicht wirklich gedacht.


Da ist zum einen die unglaubliche Zahl von 160 Millionen Stellplätzen für PKWs in Deutschland. Ich weiß jetzt nicht, was da alles mit reingerechnet wurde - öffentliche Parkplätze, Parkhäuser und Tiefgaragen, Firmenparkplätze, private Stellplätze und Garagen? Keine Ahnung, aber selbst wenn tatsächlich alle berücksichtig sind, ist es erschreckend. Die illegalen Stellplätze auf Fuß- und Radwegen, Kreuzungsbereichen, etc. sind mit großer Sicherheit nicht enthalten!

Pro Einwohner - auch Kinder eingeschlossen - gibt es also in Deutschland 2 Stellplätze für Autos. Für jeden der 47 Millionen PKWs (nicht weniger erschreckend) über 3,4 Stellplätze, damit man die Blechkiste auch wirklich überall abstellen kann. Wobei ja das Auto eh die meiste Zeit steht.

Für Karlsruhe mit ca. 300.000 Einwohnern, müsste das bedeuten, dass es 600.000 Stellplätze in der Stadt gibt. Wenn man nur 10 m2 pro Stellplatz annimmt, kommt man so auf 6 Quadratkilometer - also eine Fläche so groß wie 1200 Fußballplätze. Wenn Karlsruhe so viele Fußballplätze hätte, wäre der KSC vermutlich nie in die 3. Liga abgestiegen.

Für ganz Deutschland gerechnet kommt man auf 1600 Quadratkilometer. Da kommt man schon in die Nähe der Fläche des Saarlands mit gut 2500 Quadratkilometer, das ja so gerne als Naturkatastrophen-Äquivalent genutzt wird (die Saarländer mögen mir das verzeihen!).

Was könnte man mit dieser Fläche nicht alles Sinnvolles tun - im September steht wieder der Parking Day an, um ein paar Anregungen zu geben. Dazu das ganze Geld, das für Erstellung und Unterhalt dieser Flächen ausgegeben wird. Wenn man dann noch davon ausgehen muss, dass manche der Parkplätze gar nicht gebraucht werden, aber vom Gesetzgeber so gefordert sind.

Eine andere Zahl aus dem Text, nämlich der Unterschied in der jährlich mit dem Rad zurückgelegten Strecke bei uns und in den Niederlanden: 600 km radeln die Niederländer mehr als wir.

Würden wir also unsere jährliche Radel-Leistung entsprechend erhöhen, kämen wir auf zusätzliche 49,2 Milliarden Kilometer auf dem Rad - die vermutlich zum größten Anteil beim motorisierten Individualverkehr (MIV) entfielen. Rechnet man hier jetzt nur die Kosten für den Benzinverbrauch bei einer optimistischen Annahme von 7,5 l/100 km und einem Literpreis von 1,40 EUR, kommt man gesamt auf knapp 5,2 Milliarden Euro, die wir jedes Jahr sparen könnten. Für eine 5-köpfige Familie immerhin 315 Euro im Jahr - NETTO!

Eine weitere Umrechnung auf die damit verbundene Reduktion des CO2-Ausstoßes. Wieder eine optimistische Annahme von 120 g CO2/km. Somit jedes Jahr 5,9 Millionen Tonnen weniger CO2 in Deutschland. Und eine echte Ersparnis dieses Treibhausgases, keine nur theoretische, wie sie in Berlin so geliebt, gehegt und gepflegt wurde in den letzten Jahren. Das hätte in 2017 auf die Gesamtemissionen aus dem dem Verkehr eine Minderung um fast 3,5% ergeben.

Es wäre also so einfach und so billig, hier schon erste signifikante Verbesserungen zu erzielen. Da muss sich auch jeder Einzelne selbst an die Nase fassen, wenn er gerade im Moment unter der Hitze leidet und sich darüber aufregt, was da gerade alles kaputt geht und wer dafür Verantwortung trägt.

Jetzt hoffe ich, dass mir bei meinen Rechnungen keine groben Schnitzer passiert sind - Komma verrutscht oder so. Falls doch bitte ich um Nachsicht und natürlich kurze Rückmeldung, damit ich es korrigieren kann. Ein paar vereinfachende Annahmen habe ich sicherlich getroffen mit meinen Berechnungen, aber wenn die Ausgangszahlen stimmen, sollten auch die Größenordnungen der Schlussfolgerungen ganz gut passen.

2 Kommentare:

  1. Du kannst gerne von 20qm ausgehen, das ist das, was man als Fläche pro Stellplatz braucht, wenn man Parkplätze plant. Es hilft ja nicht, die Dinger Tür an Tür und Stoßstange an Stoßstange zu reihen. Es braucht eben auch noch Fläche für Zu- und Abfahrtswege, Abstände etc.

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    1. Da hast du sicher Recht. Aber selbst mit 10 qm ergibt sich eine erschreckende Zahl und mir kann niemand vorwerfen, dass ich übertreibe. Wenn man dann noch ausrechnet, wie viele Fahrräder man auf der Fläche parken könnte!!! Dann könnte ich mir problemlos noch das eine oder andere Fahrrad anschaffen. ;)

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