Karlsruhe

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Freitag, 9. April 2021

Fahrstil okay? Tel. 0xx xxxx!

Zum ersten Mal ist mir so ein Aufkleber auf einem Firmenfahrzeug am LKW einer polnischen Spedition aufgefallen. Selbst am Steuer sitzend, konnte ich natürlich kein Foto machen und mir auch leider den Namen nicht merken. Inzwischen weiß ich noch, dass die Bruchsaler Spedition Hegelmann ebenfalls auf Ihren Fahrzeugen zumindest zum Teil auf eine Möglichkeit hinweist, wo man sich zum Benehmen der Fahrer im Straßenverkehr äußern kann. QR Code ist auch gleich dabei, allerdings war ich bisher nicht in der Lage direkt auf deren Internetseite, den passenden Link zu finden.

Eigentlich könnte doch an fast jedem beruflich genutzten Fahrzeug so ein Aufkleber vorhanden sein, damit man direkt weiß, wo man sich bei nicht korrektem Verhalten im Straßenverkehr hinwenden kann. Ich  bin überzeugt, dass es auf jeden Fall Auswirkungen auf das Verhalten der Fahrer hat, wenn er Konsequenzen fürchten muss, wenn zu viele Beschwerden bei seinem Arbeitgeber auflaufen.
Diese roten Transporter sieht man durchaus häufiger in der Stadt, meist mit dem Zusatzschild, dass Kinder befördert werden und eben auch ein Hinweis auf einen Kontakt, wo man sich melden kann, wenn der Fahrstil eben nicht okay ist. Und so ergab sich endlich mal die Gelegenheit kurz anzuhalten und ein Bild zu machen. Nicht weil, es etwas zu bemängeln gäbe, sondern im Gegenteil, weil ich das als beispielgebend sehen möchte. Ich gehe nämlich davon aus, dass man sich leichter tut, einen Anruf zu tätigen oder eine email zu schreiben, als den Versuch zu unternehmen bei Polizei oder Ordnungsamt eine Anzeige aufzugeben. Wie widerwillig dort oft agiert wird, ist vielen von uns bekannt.

Bei der litauischen Spedition Girteka findet sich der Aufkleber 'How am I driving?' zusammen mit einer email-Adresse, an die man sich wenden kann. Auf den meisten anderen wird nur vor den 'Angles Morts' gewarnt, also den toten Winkeln (nicht den toten Engländern!) Den sieht man so oft, dass es zu vermuten ist, dass er in Frankreich sogar verpflichtend ist. 

Natürlich kann so ein Schild und so eine Kontaktnummer reine Propaganda sein, aber ist das wahrscheinlich? Es mag Zufall sein, dass ich mit den roten Transportern bisher noch keine unangenehme Begegnung hatte, die einen Anruf gerechtfertigt hätte. Mit Fahrzeugen etlicher anderer Unternehmen schon. Und macht man so etwas nur als PR-Aktion? Denn Geld kostet das ja auch und am Ende muss sich jemand am Telefon die Beschwerden anhören. Diese Person wird das dann auch bestimmt weitergeben, wenn sie permanent den Kopf gewaschen bekommt für den Mist, den die Kollegen bauen.

Für mich gibt so eine Aktion auf jeden Fall ein gutes Außenbild einer Firma ab. Und selbst wenn Fahrer bei Beschwerden nicht gleich abgemahnt und an den Firmenpranger gestellt werden, halte ich es doch für wahrscheinlich, dass es schon eine Wirkung auf das Verhalten im Straßenverkehr hat. Selbst bei Wikipedia gibt es hierzu einen Eintrag. Das System wird schon lange im angelsächsischen Raum genutzt und hat bei Firmen die Unfallhäufigkeit offensichtlich bis zu 53% senken können. Aus reinem Eigennutz der Firmen sollte man das also viel häufiger sehen und die Gesellschaft würde zudem davon profitieren. 

Wie vermutet, sind diese Aufkleber in Frankreich seit Anfang 2021 Pflicht für Fahrzeuge über 3,5 to - sonst wird's teuer. Victim Blaming gibt es also auch in Frankreich, denn hier wird nicht vor toten Engländern (Anglais morts) sondern vermeintlichen toten Winkeln gewarnt. Eine Beschwerdestelle wäre vermutlich effektiver.

Ich habe neben den Speditionen eine ganze Reihe an Firmen im Blick (wie gesagt, Firmen und keine Privatpersonen!), die so etwas für ihre Mitarbeiter einrichten sollten oder vielleicht sogar dazu verpflichtet werden könnten. Es sind die üblichen Verdächtigen, die mir da in den Sinn kommen. Beginne ich mit den ganzen Paketdiensten,  die meist weit vorne landen bei engen Überholmanövern, Abstellen des Fahrzeugs auf Geh- oder Radweg, am besten mit laufendem Motor oder mal schnell die Tür aufreißen ohne vorher zu schauen. Als nächstes fallen mir die Taxifahrer ein - hier vielleicht eine zentrale Beschwerdestelle für alle Karlsruher Taxis, wenn mal wieder einer die Abkürzung über den Friedrichsplatz nimmt oder nachts durch die Bahnhofstraße rast?! Nicht zu vergessen die Fahrzeuge der Stadt selbst - als bestätigte #1 #NennmichnichtFahrradstadt, sollte man doch mit gutem Beispiel voran gehen und dann gleich noch über die VBK die Busfahrer mit abdecken. 

Ich bin sicher, damit könnte einiges erreicht werden an mehr Einhaltung der StVO, an mehr Rücksichtnahme und damit an mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Denn so einen Anruf oder email nimmt man eher auf sich, als gleich bei der Polizei Anzeige zu erstatten - vor allem bei der weitverbreiteten Unlust der Beamten solche Fälle ernsthaft zu bearbeiten. 

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