In einem Tweet machte vor wenigen Tagen die Polizei Karlsruhe auf das Thema Fahrradiebstahl aufmerksam und hatte gleich auch Tipps parat, was man als Fahrradbesitzer dagegen unternehmen kann. Leider geht es dann nur mal wieder um das richtige Schloss und das richtige Anschließen.
#Vorsicht, Fahrrad-Diebe! Im Jahr 2020 wurden im Stadt- und Landkreis Karlsruhe rund 2800 Räder als gestohlen gemeldet.
— Polizei Karlsruhe (@Polizei_KA) April 10, 2021
Tipps zum Schutz vor Fahrrad-Dieben gibt es unter folgendem Link: https://t.co/zdu236KO20
Eure #Polizei #Karlsruhe pic.twitter.com/XJlMeUIslS
Ich hätte aber an der Stelle mir auch Informationen erhofft, ob es denn womöglich Schwerpunkte gibt für Raddiebstähle. Wo muss ich denn besonders vorsichtig sein? Ist denn z.B. der Hauptbahnhof eine kritische Zone bei der Unzahl an Rädern, die hier auch außerhalb der Parkhäuser abgestellt sind? Welcher Anteil der Räder wird tatsächlich quasi von der Straße gestohlen? Ich höre auch immer wieder von Einbrüchen in Kellerräume oder Diebstähle aus Tiefgaragen?! Und wenn es solche Schwerpunkte gibt und diese der Polizei bekannt sind, wäre es ja auch interessant zu wissen, welche Maßnahmen seitens der Behörde getroffen werden, um solche Taten zu vermeiden und eine Abschreckung zu erreichen.
Die Auskunft zu den 'Zonen' kam mir jetzt etwas ausweichend vor. |
Auf diese Frage hat das Social Media Team der Polizei geantwortet, allerdings leider ohne allzu viele Details mitzugeben. Meine zusätzlich gestellte Frage, ob etwas über die vermutliche Dunkelziffer bekannt sei, konnte man mir nur so beantworten, dass darüber keine Kenntnisse vorlägen.
Sinkende Zahlen sind schon mal erfreulich, aber es sind dennoch Tag für Tag mehr als 6 gestohlene Räder, die gemeldet werden. |
Ein bisschen traurig und für mich der Anlass mal nach den aktuellen Kriminalstatistiken für das Polizeipräsidium Karlsruhe zu suchen und hier gezielt nach den Diebstahldelikten zu schauen. Die Zahlen, die man da findet, sind durchaus interessant und werfen doch ein paar Fragen auf. So stehen 55 Autodiebstählen fast 2300 Diebstähle von Fahrrädern gegenüber. Klar, dass es grundsätzlich nicht überrascht. Schließlich klaut sich ein Rad leichter als ein Auto. Interessant ist aber auch, die erhebliche Differenz bei der Aufklärungsquote: 25,5% gegenüber 8,2%. Auch wenn es erfreulich ist, dass die Aufklärungsquote gestiegen ist, aber wie begründet sich der Unterschied? Wird da womöglich einfach weniger Energie reingesteckt? Das könnte man auf den ersten Blick verstehen, da schließlich im Regelfall ein Auto deutlich teurer ist als ein Fahrrad.
Hier wird jetzt von 720 EUR ausgegangen als durchschnittlicher Wert. Im Bericht fällt noch auf, dass ein Großteil der Diebstähle nicht durch Versicherungen ausgeglichen werden. Gerade bei neuen und teuren Autos dürfte das ganz anders aussehen. |
Wenn ich mich jetzt traue eine grobe Schätzung zu machen über den jeweiligen Gesamtschaden... Ich bin in beiden Fällen mal großzügig und nehme durchschnittlich 50.000 EUR pro Auto und 1.000 EUR pro Fahrrad (letzterer Wert übrigens halbwegs gedeckt durch Zahlen vom Vorjahr und mit immer mehr Pedelecs, ist er inzwischen bestimmt nicht gesunken). Damit komme ich auf eine Summe von 2,75 Mio EUR für die PKW und 2,3 Mio EUR für die Fahrräder. Das sehe ich in einer gleichen Größenordnung und damit die Rechtfertigung doch auch in die Fahndung nach Fahrraddieben mehr Energie und Aufwand zu stecken.
So etwas wünsche ich jedem Fahrraddieb: dass ihm zumindest der Marsch geblasen wird!
Die konkrete Fahndung nach einem geklauten Rad ist sicher schwierig, aber ich stelle mir vor, dass hier präventive Maßnahmen viel effektiver sein könnten. Hotspots könnten durch Patrouillen oder mit Kameras überwacht werden. Warum nicht mal ein Lockvogel-Bike platzieren? Ausgestattet mit Bewegungssensoren und einem GPS-Sender. Da bestünde dann sogar die Chance bandenmäßig operierende Diebe gleich komplett auszuheben.
Wenn dann mal die Aufklärungsquote steigt, sinkt womöglich die Zögerlichkeit vieler Geschädigten, Diebstähle überhaupt zu melden. Es könnte also sein, dass die Statistik den Erfolg nicht unbedingt zeigen würde. Aber was wollen wir nur mit einer Statistik? Wir wollen, dass unsere Räder nicht geklaut werden, weil wir sie brauchen und oft genug auch unser Herz dran hängt. Auf die lange Sicht würden es aber die potentiellen Diebe schon schnallen, und das könnte auch der Polizei einiges an Arbeit ersparen.
An der Stelle noch das Plädoyer, gestohlene Fahrräder wirklich zu melden. Zum einen damit man diese Taten auch sieht, zum anderen muss ich an die Bekannte denken, die das neu gekaufte Trekkingrad schon abgeschrieben hatte. Dann ist sie doch zur Polizei und prompt wurde dieses auf einem LKW Richtung Osten gefunden und sichergestellt.
Links:
https://twitter.com/Polizei_KA/status/1380807803581960195/photo/1
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110972/4882432
https://ppkarlsruhe.polizei-bw.de/statistiken/
https://markteinblicke.de/152434/2020/05/fahrraddiebstaehle-hohe-dunkelziffer/
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