Karlsruhe

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Freitag, 21. Juni 2019

Radfernwege in Karlsruhe

Radwege gibt es in Karlsruhe eine ganze Menge. Nach einer kürzlichen Pressemeldung sind es 550 km, um die sich die Stadt bzw. das Amt für Abfallwirtschaft in Zukunft intensiver kümmern will. Tatsächlich habe ich das in den letzten Wochen auch gesehen, denn an der Strecke von Rüppurr nach Ettlingen waren plötzlich die Randzonen gemäht, die zuvor noch, die dort eh schon zu schmalen Asphaltspuren noch weiter einschränkten. Nachdem ich die Strecke inzwischen täglich 2x fahre, war ich dafür sehr dankbar.
Ein Blick auf das Radwegenetz von Karlsruhe. Man sieht die schönen direkten Strecken nach Norden. Die haben aber auch noch den Nachteil, dass sie nicht zu den Radwegen gehören, die im Winter geräumt werden.
Meine Strecke an Rüppurr vorbei.
Ein bisschen direkter ginge es schon.

Jetzt wird ja auch gerne immer über neue Radfernwege diskutiert. In BW sind Planungen im Gange und Karlsruhe hat 2 Kandidaten im Rennen, die gute Chancen auf Genehmigung und entsprechende Förderung haben. Das gibt die Aussicht auf extrem gut ausgebaute, breite, gut asphaltierte, hindernisfreie oder zumindest -arme, womöglich gar beleuchtete Trassen, die vor allem das Pendeln mit dem Fahrrad deutlich schneller, komfortabler und sicherer machen können. Da ich zurzeit mit dem Rad nach Malsch pendle, würde ich von diesen Radfernwegen direkt profitieren. Leider gibt es ein riesengroßes ABER. Die Fertigstellung dieser Wege könnte nämlich bis 2025 dauern. Will die Stadt und wollen wir wirklich so lange warten, nur weil es dann eine Super-Komfort-Lösung wird und sich Land und womöglich Bund finanziell beteiligen? Ich hoffe nicht.

Es gibt nämlich schon viele Radwege ins bzw. aus dem Umland, die allerdings Ertüchtigung gebrauchen könnten. Zum einen für die bereits zahlreichen umweltfreundlichen Pendler auf 2 oder mehr Rädern, zum andere für potentielle Umsteiger.
Nach dieser Rechtskurve folgt gleich darauf eine nach Links. Beide über 90° und sehr eng. Diese zu entschärfen würde den Radpendlern, die hier in großer Zahl unterwegs sind, das Abbremsen und erneute Beschleunigen ersparen. Immerhin wurden die Böschungen gemäht, damit der Bewuchs die eh zu schmale Fahrbahn nicht noch weiter einengt.
Die jetzigen Wege könnten nämlich deutlich verbessert werden. Wenn ich mich auf meinen aktuellen Arbeitsweg beziehe, gibt es einfach erkennbare und teils auch relativ einfach behebbare Mängel.
Ein positives Beispiel in Punkto Radwegsführung - wartefreie und gefahrlose Möglichkeit die B3 zu kreuzen, mit der Einschränkung auch hier nicht breit genug und der Belag hat seine besten Zeiten lange hinter sich.
Punkt 1 ist die häufig schlechte Qualität des Straßenbelags. Ich hatte schon mal über die Wichtigkeit berichtet, die der Straßenbelag hat. Über 2 Jahre ist das schon her, aber ich denke, es lohnt sich das noch einmal zu lesen und sich die Daten anzuschauen. Danach dürften Radwege heutzutage eigentlich nur noch mit dem Straßenfertiger hergestellt werden. Schon die Herstellung eines Asphaltbelags nur mit der konventionellen Walze bedeutet für uns schon eine Erhöhung der Anstrengung um 20%. Wenn ich auf meiner Strecke zudem die Passagen betrachte, wo übles Flickwerk im Asphalt ist, wo Baumwurzeln den Belag anheben oder auch grobe Kiesel eine sehr raue Oberfläche bieten. Wenn das alles saniert würde, wäre ich auf meinem Weg deutlich schneller unterwegs.

Eine wunderschöne Passage an Rüppurr vorbei entlang der Alb, aber der Belag ist übel.
Punkt 2: die Breite der Radwege. Sie ist häufig nicht ausreichend. Überholen ist nur dann möglich, wenn Vorausfahrende nicht nebeneinander fahren oder kein Gegenverkehr herrscht. Hier sei noch ergänzt, dass es hier häufig nicht um Radwege mit nur einer Fahrtrichtung an einer Straße entlang geht, sondern um abseits geführte Wege, die in beiden Richtungen genutzt werden dürfen.
Macht die Dinger breiter! Wenn man nicht alleine fährt und gerade nicht den Windschatten des Vordermanns nutzen möchte, weil Gegenwind herrscht, dann sollte man doch nebeneinander fahren können, um sich unterhalten zu können.
Gegenverkehr und Überholmanöver sollten keine Jonglierübungen sein, bei denen man höllisch aufpassen muss, damit nichts passiert.
Von der Haltestelle Sinsheimer Straße nach Hagsfeld raus, wurde der Radweg saniert. Deutlich verbreitert und der Asphalt macht einen guten Eindruck, auch wenn vermutlich nur mit der Walze eingebracht.

Punkt 3: Stellen, an denen man halten oder langsam fahren muss und dann wieder beschleunigen muss. Meine Strecke führt unter anderem westlich an Rüppurr vorbei über die Felder. Mehrfach gibt es Kreuzungen mit Straßen - warum kann hier nicht der Radweg Vorfahrt haben. Bei einer Rechts-vor-links-Regelung könnten Tempolimits für den Autoverkehr hilfreich sein. Außerdem gibt es eine echte Schikane auf der Strecke, die schon keine S- sondern eher eine Z-Kurve ist. Solche Stellen zu eliminieren, würde den Weg auf dem Rad auch deutlich erleichtern.
Bis an diese Stelle sieht es noch so aus. Die Alternative für die Radler, die sich an das gerade noch zu erkennende Schild halten und auf die Gegenseite wechseln, ist allerdings überhaupt nicht prickelnd.

Die Punkte, die hier für meinen aktuellen Arbeitsweg gelten, können auf viele andere Stellen auch angewandt werden. Nehmen wir z.B. die 3 Achsen Richtung Norden, Linkenheimer, Grabener und Friedrichstaler Allee. Auch beliebte Pendelstrecken für Radler sind diese zwar schön breit und kerzengerade - als ob sie der Stadtgründer damals schon als Fahrrad-Fernwege gedacht hätte. Woran es teils mangelt, ist an der Qualität des Fahrbahnbelags. Manche Passagen sind richtig gut. Dazwischen wieder Holperstrecke, die keinen Spaß macht, wenn das Rad nicht vollgefedert ist.

Eine breite Fahrbahn mit nur sehr wenig Autoverkehr aber mal wieder katastrophaler Oberfläche. Platz wäre, aber man wird so durchgeschüttelt, dass man nicht schnell fahren kann. In Richtung Stadtmitte bremst einen zudem eine schlicht für Radler und Fußgänger unverschämte Ampelschaltung.
Ein ganz positives Beispiel, aber
aus dem Elsaß. Ein durchgehend
gut bis sehr gut ausgebauter
Radweg, der Lauterburg mit
Weißenburg verbindet.

Ich denke, die Stadt täte gut daran, ihr Budget für den Radverkehr deutlich aufzustocken und nicht nur auf die Gelder aus Stuttgart oder Berlin zu warten und ihr Radnetz technisch aufzuwerten. Entlang der Haid-und-Neu-Straße nach Hagsfeld gibt schon ein paar positive Ansätze. Der Weg südlich der Straße wurde ab etwa Höhe Fächerbad neu gemacht, dabei deutlich verbreitert und der Asphalt sieht verlockend eben und glatt aus. Man würde sich wünschen, man hätte das gleich komplett durchgezogen und nicht auf halber Strecke aufgehört.

Es gibt auch andere positive Beispiele wie ein Stück entlang der alten B3 von Bruchhausen Richtung Ettlingen - geschätzte 4 m breit und glatter Asphalt. Dieses Stück ist vermutlich sogar nicht einmal in beide Richtungen freigegeben. Leider sind diese guten Abschnitte zu wenige und zu kurz. Es wäre an der Zeit hier direkt anzufangen und sukzessive die Radwege in Karlsruhe zu ertüchtigen und da auch zu klotzen anstatt zu kleckern. Bis 2025 will ich ehrlich gesagt nicht warten.


Links:

https://presse.karlsruhe.de/db/meldungen/karlsruhe/stadtreinigung_bringt_radwege_auf_vordermann.html

http://ka-radler.blogspot.com/2016/12/man-darf-auch-mal-oberflachlich-sein.html

https://www.fahrradland-bw.de/radverkehr-in-bw/radschnellverbindungen/


https://presse.karlsruhe.de/db/stadtzeitung/jahr2019/woche18/radschnellwege_land_will_karlsruhe_ettlingen.html

https://vmz.karlsruhe.de/portal.html?city=LKKarlsruhe&theme=radnetz&lat=49.0258223880642&lng=8.41677270655033&zoom=13

3 Kommentare:

  1. Danke Thomas, Du sprichst mir aus der Seele. Bei meiner #mdrza Strecke gäbe es auch viele Möglichkeiten, diese für den Radverkehr angenehmer zu gestalten. Meine Haßliebe ist die Stuttgarter Straße, die in dem größten Bullshit endet, den sich die Verkehrsplaner der Stadt Karlsruhe je ausgedacht haben: den KrAmpel (Kreisverkehr mit Ampel) und durchscneidender Straßenbahnführung.
    Der Oststadtkreisel
    https://youtu.be/oPoFx7OeyIU

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  2. Stuttgarter Straße ist wirklich so ein Kulminationspunkt mit zu schmalem 2-Richtungsradweg kombiniert mit Gehweg, schlechtem Asphalt und Autos, die ihre Anhängerkupplung auf Knöchelhöhe hereinragen lassen! Beispiele für vernachlässigte Radinfra lassen sich aber vermutlich an allen Ecken finden.

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  3. Was den Belag angeht, gibt es zumindest auf der oben angesprochenen Linkenheimer Allee eine positive Entwicklung: nachdem in der Vergangenheit bereits ein Stück im mittleren Teil saniert wurde, ist nun der nördliche Teil erneuert worden. War auch dringend nötig.

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