Karlsruhe

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Freitag, 31. Juli 2020

Radfernwegenetz Karlsruhe nimmt Formen an

Bei den ganzen Diskussionen um die Radfernwege hat mich eines immer immens gestört. Da ist so etwas, womit man sich schön profilieren kann, es dauert noch ewig, bis da konkret was umgesetzt sein wird; wenn dann die Umsetzung kommt, gibt es von Bund und Land Geld dazu und bis dahin kann man andere Sachen, die jetzt schon verbessert werden könnten und die man selbst bezahlen muss, schleifen lassen.

Von einem Teil dieser Südtangente würde ich auch profitieren, wobei sich der Abschnitt zwischen Wolfartsweierer Brücke und Hauptbahnhof auch jetzt schon ganz gut fahren lässt.
Jetzt kommt da die Pressemeldung, dass tatsächlich ein erster wesentlicher Teil von geplanten Radtrassen in Karlsruhe in der Planung schon sehr weit gediehen ist und vom Gemeinderat inzwischen verabschiedet wurde. Es geht um die sogenannte Fahrrad-Südtangente, die ein Bestandteil der Radschnellverbindung 'Ringroute' werden soll. Mit Genehmigung der Förderung durch Bund und Land will die Stadt in Planung einsteigen. Bis zu 87,5% kann die Förderquote betragen - ganz sicher gibt es Geld, das deutlich schlechter angelegt wird. Insgesamt bleibt der erwartete Zeithorizont aber weiterhin noch sehr weit, wenn man liest, dass es bis 2025 dauern soll, bis 75% des gesamten RadNETZ-BW fertig sein sollen. Für diesen Streckenabschnitt ist immerhin eine Umsetzung mal für die Jahre 2022/2023 vorgesehen.

Da gibt es gerade zeitgleich Anregungen die bisherigen Planungen für die Streckenführung noch einmal komplett neu zu denken. Die ADFC Kreisverbände von Karlsruhe und Rastatt haben hier eine Alternative erradelt, die zum einen nicht in Rastatt endet, sondern weiter bis Baden-Baden führen soll. Zudem führt ihr Vorschlag fast nur geradeaus und hätte kaum Kreuzungsbereiche.

Ohne dass ich den Vorschlag selbst überprüft habe, klingen die Zahlen an sich schon sehr interessant und der Alternativvorschlag sollte von den Planern durchaus ernst genommen werden.

Die Karte, die die beiden Varianten gegeneinander zeigt, macht schon ziemlich schnell deutlich, dass die Strecken sich zwar in der Gesamtlänge nicht erheblich unterscheiden, aber dennoch der ADFC-Vorschlag deutlich weniger enge Kurven zu haben scheint. Die in der Graphik daneben aufgeführten Zahlen machen das noch deutlicher und dazu kommt die erheblich niedrigere Anzahl von Kreuzungen. Jede Kreuzung und jede Kurve zwingt einen zum Bremsen. Das Wiederanfahren ist mit einem Pedelec vielleicht weniger anstrengend. Jeden Radler ohne Elektroantrieb am Rad nervt es aber ohne Ende. Dazu kommt der Sicherheitsaspekt. Bei Regen, im Herbst mit Laub auf der Straße oder im Winter gar mit Glatteis - Kurven sind gefährlich. Dazu kommt immer noch, dass Kurven einfach die Sicht einschränken auf die Fahrbahn, die vor einem liegt.

Bis dahin wusste ich das auch nicht, dass in Bezug auf Versiegelung sehr wesentlich ist, ob für Schwerverkehr aspaltiert wird oder für Radverkehr.

So scheint mir hier wirklich ein Vorschlag erarbeitet worden zu sein, der eine deutlich verbesserte Lösung bieten könnte, als die Machbarkeitsstudie 'Radschnellverbindungen Mittlerer Oberrhein'. Vielleicht gibt es auch noch den einen oder anderen Haken an der Sache, aber die grundsätzlichen Prinzipien, die hier herangezogen wurden, finde ich richtig und die Argumentation sehr schlüssig. Hoffentlich zeigt man sich hier bei den zuständigen Behörden offen genug, jetzt wo noch Zeit ist Varianten zu prüfen. Alleine die Tatsache, dass Kreuzungsbereiche auf den 18 km von 57 (in Worten Siebenundfünfzig!!!) auf 4 reduziert werden könnte, spricht Bände.

Man kann erahnen, dass der Asphalt hier recht rau ist, zudem ist es zu schmal - schon wenn kein Gegenverkehr ist, muss man beim Überholen aufpassen. Das ist übrigens die Einmündung in die von mir so genannte Z-Kurve. Immerhin wird hier von den Mitarbeitern der Stadt regelmäßig die Böschung gemäht, so dass es nicht noch enger wird. Vielen Dank dazu an dieser Stelle.

Jetzt hatte ich eigentlich noch vor wieder auf das Eingangsstatement zurückzukommen, dass man nicht immer warten soll, bis Geld vom Bund kommt und herumzumäkeln, dass man auch die schon jetzt stark frequentierte Pendelstrecke von Weiherfeld nach Ettlingen angehen könnte. Da sind jetzt schon wirklich viele Radler in beide Richtungen unterwegs. Dafür ist der asphaltierte Bereich viel zu schmal, zudem ist der Fahrbahnbelag hier definitiv nicht von der Sorte 'Sahneasphalt', die Z-Kurve mittendrin ein tägliches Ärgernis. Aber offensichtlich könnte es auch hier konkreter werden, wie KA-News berichtet.

So fahren die meisten Radler auf der Strecke. Ich meide das Stück direkt aus Weiherfeld raus. Viel zu unübersichtlich, wenn ich da schnell unterwegs bin. Auch das Stück an der Kleingartensiedlung vorbei würde ich gerne meiden - die Alternative ist aber leider nicht geteert.

Doch scheinbar wird es auch hier konkreter, diese Woche wurde von der Stadt die Planungsvereinbarung unterschrieben. Ein 5 km langer und 4 m breiter Radweg soll hier entstehen. Schon jetzt nutzen 4000 Radpendler diese Strecke täglich. Wenn man hier entsprechend komfortabel und sicher fahren könnte, ließe sich hier die Zahl bestimmt weiter erhöhen. Für KA-News scheint aber der wichtigere Aufhänger, dass Landwirte befürchten, das ginge zu Lasten des Naturschutzes. 

Ich will dem zitierten Rüppurer Landwirt nicht absprechen, dass das für ihn persönlich eine echte Sorge ist. Allerdings streubt sich etwas innerlich bei mir, das für Landwirte generell zu akzeptieren. Gerade auch auf dieser Strecke über die Rüppurer Felder standen auch die grünen Kreuze, mit denen Landwirte gegen Auflagen zum Umweltschutz protestieren - aber jetzt gegen Verbesserungen für den Radverkehr aktiv werden. Passt nicht so wirklich zusammen, finde ich. Ein interessanter Hinweis hat mich noch erreicht zum Thema Flächenversiegelung, nach dem ein großer Vorteil bei Radtrassen ist, dass hier der Untergrund nicht wie für Schwerverkehr verdichtet werden muss.
Es wird was für den Radverkehr gemacht und plötzlich sorgen sich alle um die Natur. Ich glaube es nicht. Lieber weiter mit dem Auto fahren, Feinstaub und CO2 erzeugen,... Und NEIN, das ist keine Autobahn für Radler!!!

Die bisherige Planung geht nach meinem Kenntnisstand auch davon aus, der bisherigen Strecke weitgehend zu folgen - was nicht immer ideal wäre, möchte ich anmerken. Immerhin würde die üble Doppelkurve entschärft und stattdessen nur leicht geschwungen die Strecke an die Bahntrasse heranführen. Einige Passagen sollte man sicher auch noch einmal nach den Kriterien anschauen, die die ADFC-Gruppe angewandt hat. Die tatsächliche Streckenführung ist auch noch nicht festgelegt und so wird es hoffentlich eine gute Lösung geben und hoffentlich auch eine schnelle Umsetzung. Das im vollen Bewusstsein, dass hier bei mir ein gewisser Egoismus mitschwingt, wenn ich in Zukunft komfortabler, sicherer und schneller zur Arbeit mit dem Fahrrad pendeln kann - und noch als Hinweis für KA-News: auf einem Radfernweg übrigens und nicht auf einer 'Autobahn für Radler'!


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2 Kommentare:

  1. Lieber KA-Radler, bitte prüf den Begriff Radfernweg, Du meinst wohl eher Radschnellverbindung. Beste Grüße aus weniger heißen Gegenden Rustikus

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    1. Danke für den Hinweis! Sicher nicht verkehrt. Beim nächsten Mal... ;)

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